Teil 3 - Deutschland

 

Nach einer langen und herzlichen Verabschiedung kehrte ich Zell am Ziller und somit auch Österreich den Rücken. Zurück über Innsbruck nach Garmisch-Partenkirchen, einem wirklich schönen Ort der zu einer Pause einlud. Das Wetter hielt nur teilweise, bereits kurz nach der Grenze packte ich mich wieder einmal in mein hübsches, knallrotes Jäckchen und die schwarze Hose dazu. Na fesch samma. Von Garmisch ging es stetig weiter nach Augsburg, anfangs noch begleitet von einem wunderbaren Bergpanorama und netten Straßen, die allerdings hier bei Regen nicht so gut hielten. Trotzdem war ich noch immer schneller als die Autos - was haben die Deutschen eigentlich so allgemein für ein Problem mit Fahren bei Regen? Das fällt mir jetzt schon auf, jedes mal, wenn ich in unserem Nachbarland bin. Kaum wird es nass fahren sie gleich Schritttempo. Ja, 60 auf der Bundesstraße ist Schritttempo. Meine Güte.... Kopfschüttel.
Ich muss sagen, landschaftlich war der Großteil der Strecke wirklich nett, da kann man schön dahin cruisen und genießen. Außerdem hatte ich vor mir ein grandioses Wolkenbild, total kontrastreich, hübsch gezeichnet.

In Landsberg fuhr ich ab, hatte vor eine ordentliche Pause zu machen, mir was zu essen besorgen und die Altstadt bewundern... hm, hätte ich eine Parkmöglichkeit da drinnen gefunden... oder einen Supermarkt... war nicht wirklich, denn der rege Verkehrsfluss schleppte mich einfach mit und schwupps, war ich wieder überm Lech drüber. Aber wenigstens das Regenzeug könnte ich loswerden, mittlerweile herrschte Hochsommer. Bis Augsburg sind es bloß noch 40km, es war noch nicht mal spät. Gut so! Kann ich mich schön in meinem Zimmer einrichten und dann in die Stadt reinfahren zum spazieren, fotografieren, chillen... Wieder einmal zu viel gedacht.
Die Unterkunft hier war die einzige, die ich vorgebucht hatte, einfach, weil ich hörte, Augsburg wär nicht billig etc... drum schaute ich damals noch in Wien nach und fand das scheinbar nette Gasthaus. Betonung liegt auf scheinbar. JETZT bin ich wirklich in einer Absteige gelandet. Außen hui, innen pfui. Das Wirtshaus unten mit seinem hergerichtetem Gastraum machte einen guten Eindruck, ich dachte, da hab ich wirklich was tolles erwischt. Die Formalitäten schnell erledigt, den Schlüssel genommen und rauf gegangen. Hm, ok, der Flur ist schon etwas gammliger... aber dann kam ich erst ins Zimmer. Mama mia. Eigentlich mach ich das ja nicht, aber hier mussten Fotos her:



Das ist.... mir fehlten die Worte. Momentan, als ich reinkam, dachte ich echt, was das jetzt soll. Nicht, dass ich grundsätzlich so heikel wär. Klo und Bad am Gang wären auch nicht das Problem, aber wenn ich dran denk, dass ich hier pro Nacht mit Frühstück 27 Euro löhne wird mir anders. Ok, das Bett ist sauber und die Handtücher sind sauber, die Einrichtung muss ja nicht so besonders sein. Aber SO spärlich auch wieder nicht, dass ich alles am Boden verteilen muss. Der Zustand ist einfach sagenhaft, das „Bad“ hat ein Waschbecken, dessen Siphon ausläuft, eine Dusche ohne Halterung für den Duschkopf, durch‘s Fenster sieht man auch bei Sonnenschein Nebel und die Jalousie ist nicht zu betätigen weil das Band gerissen ist. Nicht mal einen Vorhang gibt es, dafür aber die Schienen dazu. Aja, der Mist vom letzten Gast prangt auch noch im Gastromarmeladeeimer. Ich mach alles mit, ich mach auch das hier mit, aber für diesen Preis komm ich mir doch ein bisschen verarscht vor. In Tirol zahlte ich mit Einzelzuschlag 25,- und hatte ein Luxuszimmer dagegen. Immerhin hab ich in diesem Zimmer € 2,11 gefunden, haha! Ach Herr je.... ich brauch es ja nur zum schlafen, aber zu meinem Glück fing es draußen gerade wieder zum schütten an als ich mich - diesmal nur in Jean weil „eben schnell einkaufen und in die Stadt fahren“ - aus dieser Keminate mit der CB flüchten wollte. Grandios. Es war beste Nachmittagszeit und ich fahr patschnass zurück in die Unterkunft. Wenigstens endlich was zu essen dabei, das Frühstück war eindeutig zu lang zurück. Nutze ich die Zeit eben zum essen, duschen und wieder zum bloggen, auch wenn ich momentan noch keinen Internetzugang gefunden habe.. Später lugte jedoch die Sonne wieder hervor, ich wage es wohl noch einmal Richtung Augsburg. Denn, was ich noch vergaß zu erwähnen: ich wohne quasi in einem Vorort, noch ca. 10km weg von der Stadt. Nachdem ich mich bei der Suche nach einem Aldi hervorragend verfahren habe - ich meinte natürlich, die Gegend begutachtete - stellte ich fest, dass ich hier in einem wirklich seltsamen Viertel gelandet bin. Wär ich jetzt gemein würd ich fast sagen, Proloviertel. Das war jedenfalls der erste Eindruck. Ich nehme es jetzt einfach mit Humor, mach das besten draus und freue mich, wenn endlich das miese Wetter endgültig vorbei ist damit ich hier ordentliche Ausflüge machen kann. Bin ja schließlich auf der Reise!

Und tatsächlich blieb der restliche Abend trocken, ich spazierte noch durch die Innenstadt von Augsburg. Meine Begabung: mittels Navi das Zentrum suchen, weitestgehend dahin kommen, zu Fuß weitergehen. Und zwar in einem grooooßen Bogen mit der Kirche ums Kreuz, bis ich endlich am vermeintlichen „Hauptplatz“ ankomme um plötzlich an einer Gasse vorbei zu laufen, deren Namen ich mir zwecks Parkplatz gemerkt hab. So kann man Städte auch kennen lernen... Dafür gab es ein paar nette Sachen zu sehen:


   
Am nächsten Tag stand eine Sightseeingtour an. Weniger Kilometer, dafür mehr sehen. Somit startete ich gleich nach Landsberg/Lech los, hier bin ich schon bei meiner Anreise durchgefahren. Diesmal fand ich auch einen Parkplatz in einer Seitengasse, beim zweiten Mal war es schon einfacher. Die Stadt hat doch einige hübsche Plätzchen zu bieten, und sicherlich noch wesentlich mehr, wenn man die Zeit hätte. Aber hier ein kleiner Eindruck:



Von Landsberg ging es weiter nach Herrsching am Ammersee. Hat zwar gedauert, bis ich mal den See gefunden hab, doch der Park neben der Promenade ist richtig nett! Hier kann man glatt die Zeit vergessen. Bevor das jedoch passiert geht es weiter nach Starnberg!



Mir fällt auf, in Deutschland wird nicht so gern deutlich beschildert, was? Oder gilt hier wieder, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ich bin verwöhnt von unserem Leitsystem? Sowas wie „Zentrum“ oder „zur Seepromenade“ muss man sich manchmal aus dem Ärmel schütteln. Aber egal, ich hab ja mein Eserl! Wir fahren gern in der Hitze dreimal im Kreis bis wir wissen wohin!



Und das haben wir gleich bei der nächsten Herausforderung namens München aufs äußerste geprobt. Weil wenn das Navi alle 3m das GPS-Signal verliert und einem 5 mal was anderes ansagt, und dann fährt man auf 4-5-spurigen Straßen die so beschildert sind, dass man es nicht gleich versteht... was für ein Spaß. Trotzdem haben wir das Zentrum gefunden. Wieder mal wird am Gehsteig geparkt - man stelle sich vor, sowas fängt sich in Wien an. Oooohh, dann gäb‘s Tote. Hier gehört es sich aber so, kannte ich vorher bloß von Italien. Auch ok, so kommt man mit dem Moped wenigstens wesentlich weiter in den Kern des Geschehens!
Kaum alles verstaut und mit Kamera bewaffnet drauf los marschiert werd ich von irgendwem wegen irgendwas angesprochen und schon verquatscht man ewig viel Zeit. Irgendwann aber endlich die Kurve gekriegt, zu ein paar Fotos in Ruhe wollte ich ja doch noch kommen. War ja nett aber nervig zugleich.
Mir sind es aber ohnehin viel zu viele Menschen dort, da ist der Stephansplatz in Wien a Dreck dagegen. Und da reicht‘s mir meistens schon. Drum hab ich es dann nicht mehr weit geschafft, außerdem war es schon spät und ich brauchte noch ein Abendessen und musste die 50km wieder Heim fahren. Hier die wenigen Ansichten:



Tja, aus München rauskommen ist aber auch wieder eine Kunst. Ich konnte mich nicht erinnern, wie genau ich rein gefahren bin, laut Plan wäre es ja ziemlich einfach und fast geradeaus gewesen. Nur dreimal abbiegen oder so. Fast... Fragt mich nicht, ich glaube, ich bin quer durch die Stadt gefahren. Zwar hatte ich das Navi an, aber das beschloss mal wieder einen auf zickig zu machen und verweigerte jeglichen GPS-Kontakt, somit wusste ich nie, wo ich bin. Die Schilder kann man bekanntlich vergessen und zur Krönung war ich dann auf einer riiiiiesen Straße gegen die die Triester Straße eine kleine Seitengasse ist, und welche aus einer einzigen Baustelle bestand. Trotzdem 4 Spuren, ich fuhr in die falsche Richtung und hatte kilometerweit keine Möglichkeit aus dem Trubel raus zu kommen geschweige denn umzudrehen. Ich hasse sowas.. Mein Tank war ja zum Glück voll genug.
Wo auch immer ich war, ich könnte es nicht sagen, irgendwie war ich doch plötzlich wieder auf angenehm ruhigen Landstraßen unterwegs und konnte beruhigt nach Hause cruisen. Die Sonne stand schon tief, immer seitlich vor mir. Wäre es noch später gewesen hätte ich sicher in einen schönen Sonnenuntergang fahren können.