Teil 1 - Italien

 

Wien - Völkermarkt - Bibione - Trentino - Südtirol - Zell am Ziller

 

Die große Reise beginnt. Ich kann es noch immer nicht richtig fassen. Aber ok! Auf geht‘s! Nach dem 5. Versuch hatte ich dann auch endlich alles in Topcase, Packrolle und Tankrucksack verstaut - man hat auch wirklich immer so viel Scheiss mit. Andererseits, für 3 Wochen zwischen Meer und Passhöhen muss man ja an dies und das denken. Von Hitzewelle bis mögliche Unwetter.
Gerade bin ich noch dabei, in Wien die Packrolle festzuzurren - nebenbei schwitz ich in der Montur schon wie blöd weil es so schwül ist - fängt es zu Tröpfeln an. Na super Start. Das ist aber das Gute am Wegfahren: fahr einfach vom schlechten Wetter weg. Und tatsächlich, umso näher ich der Südautobahn kam, umso blauer wurde der Himmel.

Erstes Ziel war Völkermarkt. Die Fahrt ging relativ schnell, zum eingewöhnen gleich über die B54 bis Graz (Bergl rauf, Bergl runter), ab Graz fuhr ich auf der B70 (Packstraße) - richtig schön zum fahren! Tolle Landschaft, tolle Straße! Popometer funktionierte zwar nicht ganz so gut an dem Tag (Topcase und Tankrucksack haben mich noch nie gestört, aber Packrolle auch noch, die machte sich ab und zu bemerkbar). Dank so mancher Bitumen und Unebenheiten hat mir die CB oft genug geflüstert, „heut nicht so rasen!“. Naja, trotzdem war es schön zu fahren. Temperaturen mit Fahrtwind perfekt, stehen bleiben aber lieber nur im Schatten.

Schon kurz nach 3 war ich in Völkermarkt, da ließ ich mir erst mal meinen verdienten Häferlkaffee so richtig schmecken. Nebenbei konnte ich in Ruhe nach einem Quartier schauen - ach, was wären wir doch heutzutage ohne unserer klugen Mobiltelefone! Hab als erstes in Gletschach, quasi nebenan, gefragt, und schon einen Glücksgriff gelandet. Eine sehr nette Pension, hatte noch genau ein Zimmer frei, liebe Gastgeber und ein schönes Zimmer samt Balkon. Und das Bett dort!! Hätt ich am liebsten gleich mitgenommen. Saugemütlich.
Kaum hatte ich mich dort eingerichtet wollte ich noch eine kleine Runde durch die Nachbarortschaften starten, da fängt es zu regnen an. Nein, zu schütten! Richtig heftig! Keine Minute zu früh. Saß ich also am Balkon im Trockenen und beobachtete das Schauspiel. Auch recht. Davor konnte ich aber den netten Ausblick noch einfangen bevor die Berge da hinten in einem grauen Nichts verschwanden:



Etwas später war es wieder trocken, also fuhr ich doch noch. Ein bisschen spazieren in Völkermarkt, sehr nett. Zurück nahm ich einen Umweg weil Popometer sagte super, und fuhr noch eine angrenzende Bergstraße in einen sehr schönen Ort namens Diex hinauf. Hat sich wirklich gelohnt, tolle Kurven und oben ein schöner Ausblick in den Sonnenuntergang.
Der erste Tag war also richtig gelungen.


 

 

Leider aufstehen müssen aus dem bequemen Bett. Aber was tut man nicht für‘s Frühstück. Und für‘s Weiterfahren! Allerdings war es diesmal nur mühsam. Erstens: ich bin ja gscheit. „Ich fahr nach Italien, weiß ich ja eh.“ Aber weißt du auch, wie genau du dort hinkommst? Natürlich nicht. Schnell auf die Karte schauen. „Jaaa, die und die Bundesstraße, wird schon passen.“ Wie bitte? Also, ich hatte keinen Plan.
Zweitens: ich hab ja ein gscheites Navi. Zwei sogar, das Handy auch. Bist du jemals damit am Motorrad gefahren und hast es vorher auch ausprobiert? Kann nicht vielleicht sein, dass es einen Hitzeschlag kriegt? Arrrgggh!!! Kurz und gut: es ging einfach nichts weiter. Das Navi samt Tasche konnte ich nicht einspannen weil ich hatte ja den Tankrucksack. Im Tankrucksack konnte ich nichts sehen und gesponnen hat‘s auch. Das Handy hätte funktioniert, würde es nicht nach einer Zeit wieder von selbst auf Standby gehen. Und dem war wohl auch zu heiß. Also wieder das Navi raus, Kopfhörer anstecken - ICH VERSTAND KEIN WORT! Viel zu leise und gescheppert hat‘s auch. Nach ungefähr zwei Stunden war ich endlich mal irgendwo zwischen Villach und Faaker See und dezent genervt. Das darf doch nicht wahr sein. In Faak hab ich das Navi nochmal gecheckt, musste wohl so gehen mit schlechter Ansage durch Kopfhörer wenn ich es so laut wie möglich stelle. Ein Blick auf die Karte, Ziele eingetipselt und los ging es. Über Arnoldstein nach Treviso, dann Udine und schließlich nach Bibione/Lignano. 180km hat es geheißen - toll! Ist ja gar nicht so weit! Ab ans Meeeeeeer!!!
Denkste. Man stellt sich das ja immer so imposant vor. Man würde ganz lang auf spannenden Strecken durch die Lande ziehen bis irgendwann plötzlich ganz mächtig das lang ersehnte Meer vor einem liegt und man sich im Triumph wiegt, hier her gekommen zu sein. Träum weiter. Wie stinklangweilig ist diese Strecke eigentlich?! Und was haben die Italiener jetzt genau für Verkehrsregeln? Ich hätte gerne mitgespielt wenn ich es verstanden hätte. Aber der Respekt vor den geheimen Fotoshootings war zu groß. Nur gerade, nur Pampa, nur irgendwas.. Nicht mal Udine hatte was zu bieten, und da hätte ich dann wirklich gern mal eine Kaffee-, Pinkel-, und Abkühlpause gemacht. Es war Sonntag. Da haben scheinbar alle Cafés geschlossen (zumindest konnte ich keines erkennen, das in Betrieb wär). Und Tankstellen gibt es zwar am laufenden Band, aber dort gibt es bloß Zapfsäulen mit Bankomatbedienung. Popometer ging gut aber ich spürte mich nicht mehr. Einmal noch zum trinken gehalten, aber dann bis Bibione durchgefahren. Ganz nebenbei waren Kilometerweit immer 50er- und 70er Zonen angeschrieben, keine Ahnung wieso. Braver Ausländer hält sich ja dran. Alle anderen sind mit 130 an mir vorbeigezogen. Also bitte, wie funktioniert das Prinzip? Ich würd‘s gern verstehen. Später bin ich dann auch automatisch 20km/h drüber gefahren...

Es hatte mittlerweile gefühlte 40°, die Restanzeige am Navi wurde immer weniger, der Verkehr immer mehr - hey, Italiener fahren hier sogar MOTORRÄDER! Keine blöden Roller oder so. Haha!
Das Meer kam aber nicht in Sicht. Nur Asphalt, nur Massenaufkommen, irgendwann nur Hotelkomplexe und hundert Millionen tausend Leute. Aja, ein Zimmer brauch ich auch noch.

Ich mach es kurz: auf den dritten Versuch etwas gefunden was noch nicht ausgebucht und sogar leistbar war, sofort genommen. Die kalte Dusche war toll. Und nachher hab ich mal das Meer gesucht. Da war es sogar! Gar nicht so weit weg und trotzdem unsichtbar. Ein riiiiesen Strand, gespickt mit Sonnenschirmplätzen die entweder den Hotels gehörten oder so zum anmieten waren. Ich stellte mir sowas immer ganz schlimm vor, aber hier geht es eigentlich geordnet und gesittet zu. Sehr sauber ist der Strand außerdem, mit dem Handtuch kriegt man einen Platz in der ersten Reihe und das Wasser - einfach herrlich. Bis spät abends angenehm warm - jetzt mach ich mal so richtig einen auf Touri, der nur faul im Sand oder im Wasser liegt und durch die reinsten Konsummeilen strandelt. Muss auch mal sein. Man kann so viele lustige Leute beobachten.

Apropos lustig; die Italiener sind lustig:


Abends freute ich mich schon auf spektakuläre Sonnenuntergänge die ich natürlich fotografieren müsste. Leider hab ich aber erstens nicht drauf geachtet wo Westen ist (klar, der Strand in Bibione zeigt natürlich nach Süden) und zweitens war es ziemlich diesig, daher hat man kaum etwas von einer Färbung wahrgenommen. Trotzdem war die Stimmung schön, endlich Ruhe am Strand, jetzt kann man sich auch eine der Liegen gönnen und träumen. Oder kitschig-romantisch barfuß durch die dünnen, auslaufenden Wellen spazieren. Ja, auch wenn man allein unterwegs ist kann man einmal einen Anfall von Romantik kriegen.


Das Meer ist ja immer so faszinierend, finde ich. Da steht man an einem Strand und vor sich hat man Wasser bis zum Horizont, man weiß, da ist meilenweit das pure Nichts bis irgendwann wieder ein Strand kommt. In etwa hat man eine Ahnung, wo welche Küste liegt, allerdings ungreifbar, unvorstellbar weit weg. Wie groß die Welt doch ist, das Meer so tief und so alt, was es wohl schon alles erlebt und auch verschluckt hat. Und selbst ist man da ganz klein, kommt gerade mal ein paar Meter weit hinein bis man nicht mehr stehen kann und stellt sich vor, wie sich wohl ein Schiffbrüchiger fühlen muss.... Ach, es lädt doch jedes mal so zu philosophieren ein!

 

Am nächsten Abend hoffte ich auf einen schöneren Sonnenuntergang weil auch Wolken am Himmel waren - die nehmen doch oft das Rotorange auf. Wieder Fehlanzeige, kein Spektakel am Himmel. Also setzte ich mich nach diesem richtig faulen Montag bewaffnet mit Keksen und meinem Schreibheft auf meinen kleinen Balkon der quasi mitten in der „Partymeile“ lag - sehr amüsant sage ich! (zum Glück war die Balkontür schalldicht) und schreibe Notizen für meine Berichte. Da sitze ich also, unter mir die Touristenmassen und die Einheimischen, die noch bis 11 Uhr Abends im Supermarkt oder sonst wo ihre Ware verkauften (hier gilt Siesta, zwischen 1 und 3 oder 4 Uhr Nachmittags ist fast alles zu, dafür nachher sehr lang offen). Wind kommt auf, aus der Ferne vernehme ich Blitze und Donner, schon geht da unten ein Gewusel los... Wegen ein paar Regentropfen begannen plötzlich alle zu flüchten, ich kicherte, es sah nur zu komisch aus. Die Leute strömten fast im Gleichschritt in alle Richtungen zu den Hotels. Ok, einige Minuten später begann es richtig zu schütten. Was für eine Willkommene Abkühlung! Die hielt bis zum nächsten Tag an, ich war richtig froh, dass ich mich nicht bei 30° in die Motorradsachen zwängen müsste. Allerdings hätte ich mir das Kommende auch gern erspart...

 

 

Ich hätte lange schlafen können, so müd war ich. Aber immer das selbe, kaum hat man sich an einen Ort gewohnt muss man weiter. Andererseits wäre es mir hier auch langweilig geworden. Was soll man denn länger als zwei Tage an einem Ort wo es nichts zu sehen gibt außer Tourismus? Nur am Meer liegen kann man auch nicht, geschweige denn bei dieser Sonneneinstrahlung. Denn Bibione ist ehrlicherweise nicht unbedingt „schön“. Es ist die reinste Hotelstadt, weit und breit kein italienischer Charme, ein Betonbau nach dem anderen, nicht wirklich stilvoll. Zwischendurch fragte ich mich wo hier die „normalen Menschen“ wohnen? Also die Einheimischen, die hier leben und arbeiten.
Nein, ich bereue es nicht, hier gewesen zu sein, wollte doch unbedingt ans Meer. Das war auch gut so, aber noch einmal brauche ich DAS nicht. Das nächste Mal fahr ich lieber an die kroatische Küste, da bietet einem auch die Landschaft was! ;-)
Nun geht es ohnehin weiter, sehr früh komme ich schon weg. Es ist schwül, drückend, aber nicht zu heiß. Perfekt um diese Welt zu verlassen und in eine ganz andere einzutauchen. Eintauchen ist ein gutes Stichwort. Der Weg war nicht sonderlich weit, es soll ins Trentino in die Nähe von Trient gehen. Knappe 200km, könnte bereits zu Mittag dort sein. Mit den Kilometern bekam sogar die Landschaft etwas mehr Charme, doch irgendwann stellte ich fest, stetig auf die dunkle Seite des Himmel zu zu fahren. Ohweia... Und wirklich wahr, mehr als die Hälfte des Weges wurde es nass. So richtig nass. Es hat geschüttet wie blöd. Aber man kann es immer so schwer einschätzen, denkt sich, da vorne ist der Himmel hell, es zahlt sich nicht aus stehen zu bleiben und sich wetterfest zu machen. Das nächste Mal bin ich klüger denn plötzlich war es zu spät. Knapp 30km vorm Ziel blieb ich doch noch mal stehen weil mir einfiel, die Packtasche ist ja auch nicht unbedingt dicht. Shit. Handschuhe gewechselt, Regenjacke doch noch angezogen, die Hose war eh schon nass also pfeif drauf. Die Verhütelis für die Taschen rausgefischt und festgemacht - blöd, wenn die Packtasche festgegurtet ist und man dadurch den Regenschutz nicht ordentlich drüber tun kann. Irgendwann bemerkte ich nämlich, dass ich eine Piratenfahne am Heck wedeln hab. Na sehr super. Aber da kam ich schon zu meinem Ziel, fuhr die erste Unterkunft vollkommen durchnässt und richtig zwider an. Mit der Zeit stellte ich fest, dass ich jetzt in einer scheinbaren Einöde gelandet bin. Kulturschock, erst der Massentourismus und jetzt ausgestorbene Dörfer. Oder kam ich grad wieder genau in die Siesta?
Die erste Unterkunft deren Adresse ich hatte, hatte geschlossen. Also im Regen noch mal aufsteigen, man nannte mir aber eine andere im nächsten Ort unten. Die hatten hier ein Zimmer frei, Zeitgleich kam eine andere Motorradgruppe an, allerdings Italiener - wieder niemand, mit dem ich mich unterhalten könnte! Schade.
Ich bekam ein Vierbettzimmer. Wow. Von der winzigen Einzelkeminate in ein großes Wohnzimmer. Einfach und finster aber ok. Trotzdem fühlte ich mich hier anfangs irgendwie komisch. Im Ort gibt‘s nichts, ich kann kein Wort Italienisch und draußen regnet es noch immer. Außerdem mal wieder kein Internetzugang. Was tu ich hier den ganzen lieben Tag lang? Hoffentlich werden die nächsten Tage angenehmer.

Das ist manchmal blöd wenn man alleine reist. Man kann mit niemanden reden und allein durch einen Ort spazieren, den man in 5 Minuten umrundet hat macht auch nicht grad lustig. Zu zweit würde man sich zumindest in den Gastraum setzen und einen Kaffee trinken. So kommt man sich manchmal vor wie ein Außenseiter unter Fremden.

Draußen schien es mit der Zeit allerdings wieder trockener und schöner zu werden weshalb ich beschloss, doch nach Trient rein zu fahren. Sind doch bloß 15km da hin. Ja, in die Stadt kam ich, nicht sonderlich spannend, aber einen Spar gab es. Also ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage kaufen. Und da begann es wieder zu regnen. Seufz. Schnell Navi ein, Heimatadresse und los. Kam mal wieder schön nass nach Hause. Die anderen in der Herberge schauten mich eh schon nur noch komisch an. „Die hatte heut noch nicht genug regen“, dachten sie sicher. Alles seltsame Leute hier... ich für sie bestimmt ebenfalls. Der vierte Tag war einfach Mist.

 

Mittwoch war da gleich ganz anders! Zwar hatte ich schlecht geschlafen weil hier alles so verdammt laut ist. Ich würde mir Oropax für die nächsten Nächte besorgen, die können mich doch alle! Aber der Tag sollte viel versprechen.

Hab ich schon mal erwähnt, dass ich Frühstück liebe? Es gab hier nicht unbedingt etwas besonderes aber mitunter den BESTEN KAFFEE auf meiner ganzen bisherigen Reise. Und Kaffee ist sowieso mein zweiter Vorname.
Außerdem wartete draußen eine von vielen Touren auf mich. Bloß der Himmel sah noch immer nicht recht freundlich aus. Aus meinem Fenster konnte ich auf einer Seite einen einzigen, kleinen, blauen Fleck in der Wolkendecke entdecken. Sofort per elektronischem Kompass (Navi) die Himmelsrichtung ausgemacht wo das Blau herkam. Lago di Garda! Perfetto. Die Touren suchte ich mir bereits am Vortag raus, daher bloß noch Navi einspannen, Regenzeug und Versorgung ins Topcase und ab die Post. Endlich Motorradfahren! Als ich angedirndlt und vollbepackt durch den Gastraum ging sahen mir mal wieder lauter skeptische Blicke hinterher, aber die wissen ja nicht, was sie verpassen.
Die Strecke nach Riva del Garda ist knapp 60km und sehr schön. Die Landschaft wird hier wesentlich italienischer. Zwar war viel Verkehr und auch einige LKW‘s, allerdings muss ich denen zugestehen, dass sie wirklich fahren können. Da verhungert man als Moped nicht unbedingt dahinter. Die Einheimischen mit ihren Ford Fiestas dagegen tragen die Kiste unterm Arm spazieren. Aber erstens hat man diese bald überholt und zweitens muss man die Strecke eh genießen. Da fährt man oft nur noch 70 dahin ohne es zu merken, aber es passt einfach.

Wenn ich LaBrassBanda zitieren darf: „Do vurn kummt scho da Gardasee, do tuats a bloß no hoib so weh“ - ja, weil da denkt man nur noch an das Hier und Jetzt. Da ist einem alles wurscht. Da ist man sogar geduldig, wenn die Dosentreiber nicht um die Kurve kommen. Obwohl, die Italiener scheissen sich eh nix. Ich bin froh drum, mir gefällt der Fahrstil.
Tja, und da kam der Gardasee, riesig und tiefblau zwischen den Bergen, die sich links und rechts aufbauen, das andere Ufer am Ende des Horizonts kaum sichtbar. Die Straße schlängelt sich die Küste entlang, die Luft riecht einfach gut nach Wasser. Die Sonne schien, der Himmel so blau wie das Wasser, die Wärme richtig angenehm.
In Riva del Garda suchte ich das Zentrum, bzw. die Bucht. Ich wollte da ein bisschen spazieren und Fotos machen. Es gibt außerdem eigene Motorradparkplätze - das find ich toll. Stell mich da gleich neben eine Reihe Mopeds dazu, deren Besitzer stehen da auch noch verstreut. Hab nicht wirklich auf die Kennzeichen geschaut, aber es waren Deutsche. Und einer sprach mich an, weswegen genau weiß ich gar nicht weil ich ihn erst nicht verstanden hab. Aber dann kamen wir ins Reden. Er hat dreimal nachgefragt, ob ich wirklich allein unterwegs bin. Haha! Die waren zu fünft, haben sich ins Café gesetzt und mich rüber gewunken, ich soll mich doch dazusetzen. War sehr nett, wirklich! Hatten sogar eine ähnliche Strecke wie ich, waren ebenfalls erst am Meer, aber in Jesolo. Sie würden am nächsten Tag nach Innsbruck fahren und in den Autozug steigen. Braunschweig ist doch weiter weg.
Sie sagten noch, ich sollte nicht zu schnell reden weil die Österreicher wären dann ja auch nicht zu verstehen. Meinte ich, ich bin schon froh, überhaupt jemanden zu treffen mit dem ich mich verständigen kann weil ich kein Wort Italienisch kann! Sie auch. War echt lässig, spazieren und Fotos machen kann ich auch wo/wann anders. :-)

So machte sich nach der Kaffeepause jeder wieder auf den Weg, für mich ging es am Westufer entlang Richtung Limone wo ich dann nach Tremosino abbog um eine Straße quasi mitten durch den Berg zu nehmen. Beeindruckend, eine richtige Schlucht, überall gingen sofort steile Felswände meterhoch rauf, teilweise wurden Passagen durch die Felsvorsprünge geschlagen, ein Bach floss unten durch. Hier werden Höhenmeter gefressen. An einer Stelle konnte ich endlich (rechtzeitig) stehenbleiben um den Eindruck zumindest für ein kleines Stück auf ein paar Fotos einzufangen.


 

Und hier ein Blick auf den Gardasee:


Nach ein paar Kilometern kam ich wieder an der Küstenstraße raus wo ich dann zum Lago d‘Idro abfahren wollte. Ab jetzt war ich tatsächlich in der reinsten Einöde. Zwischendurch fuhr ich noch durch die abgelegensten Gassen der Ortschaft weil Navi und ich uns nicht immer so ganz verstanden, aber dann war ich auf der Straße zum d‘Idro. Hier war nichts. Spurbreite 1-1,5, von einer Kurve in die nächste, man wusste nie, was einen in 5m erwartet. Daher war auch der eine oder andere Adrenalinstoß dabei wenn plötzlich was entgegenkam. Vor allem die Autos checken nie, dass sie noch genug Platz rechts hätten, und ich auch mehr Platz als bloß einen halben Meter brauch. Ging doch alles gut.
Die Straße zog sich eine gefühlte Ewigkeit, man konnte schließlich nicht schnell fahren, somit waren ein paar Kilometer wie ein paar 10 Kilometer. Der Blick gen Himmel verhieß auch nichts gutes, ich fuhr regelrecht in die Schlechtwetterfront. Irgendwann ging der Blick auch auf den Tacho, ich sollte in absehbarer Zeit tanken. Das Navi sagte, Tankstelle in 13km. Ok, besser als nichts. 13km sind aber auf so einer Straße lang. Und der Regen kam. Ein paar KTM‘s kamen auch. Entgegen, die pfeifen sich nie was.
Je länger ich die Straße entlang fuhr blickte ich im Rückspiegel sehnsüchtig auf den blauen Himmel überm Gardasee, nach vorne aber auf die schwarzen Wolken, die bedrohlich über der Schlucht hingen. Tankstelle noch 10km. Regenzeug anziehen bevor wieder alles so nass wie gestern ist. Lieber Pezibär als wie begossener Pudel. Die Tankstelle war natürlich die teuerste weit und breit. Für nicht mal 12 Liter nüchterne 21 Teuros bezahlt. Fahrbarkeit ist in der Pampa allerdings wichtiger und wenigstens war die Tanke überdacht. Ich setzte meine geplante Route zum Lago d‘Idro und folglich über Storo nach Trient zurück nicht fort. Fragte das Navi nach dem besten Weg nach Hause, drehte um und fuhr zum Gardasee zurück. Waren von der Tankstelle insgesamt etwas über 100km, also nicht wild. Mit jeder Kurve kam außerdem die Sonne, die trockene Straße und die Wärme zurück. Herrlich! Jetzt machte die Straße richtig Spaß, ich hetzte von links nach rechts, drückte wie blöd den Lenker hin- und her um den schnellen Kurvenwechsel gerecht zu werden. Da kam wieder der Gardasee in Sicht, ebenso ein netter kleiner Rastplatz. Hatte eh noch nicht Mittag gegessen und Hunger, also perfekt für eine Rast. War doch schon etwas später.

Die Strecke nach Hause ging pronto, Popometer einfach super, Gewand außerdem trocken. Hier und da machte ich noch einen Abstecher weil‘s grad so schön war, dann aber endgültig Heim. So ein kurvenreicher Tag ist doch anstrengend, insgesamt ca. 245km, so genau hatte ich nicht geschaut. Wieder mal genau rechtzeitig zog der Himmel zu, nämlich, als ich schon in meinem Zimmer war. Geregnet hatte es zwar jetzt noch nicht, doch sehen die Wolken grimmig aus. Hoffentlich verzieht sich das Sauwetter über Nacht endgültig damit ich noch eine ordentliche Tour über die Passstraßen östlich von Trento machen kann!