Teil 5 - Deutschland-Tschechien-Österreich

 

Wir wohnen hier im Bezirk Köpenick (Treptow-Köpenick), ehem. Osten und schon etwas außerhalb. Aber dieser Bezirk hat eine richtig schöne Altstadt, da es sehr lange eine eigenständige Stadt mit slawischem Ursprung war und erst seit den 20er-Jahren zu Berlin gehört. Daher findet man hier auch richtig schöne, alte Gebäude, ein beeindruckendes Rathaus, kleine, gepflasterte Straßen, etc. Eigentlich ganz untypisch für Berlin, denn hier gibt es eigentlich kein richtiges Zentrum bzw. Altstadt in dem Sinn. Keinen alten Stadtkern der den Ursprung gebildet hätte. Umso schöner fand ich dann Alt-Köpenick. Eine richtig nette Umgebung ist das! Bloß fototechnisch hatte ich etwas Pech. Beim ersten Spaziergang hatte ich keine Kamera dabei, und beim nächsten Mal war zum einen beim Rathaus zu viel Trubel, zum anderen war das Wetter dauernd viel zu nass. Drum gibt es von Berlin nur eine Hand voll Fotos. Da war ich 5 Tage in der Stadt und hab nix gesehen! Haha... für mich nicht schlimm weil ich schon zweimal dort war. Aber jetzt kann ich halt auch nix erzählen.



Die größte Action teilte sich auf in; zum Louis fahren Lenker kaufen, zu einem Motorradhändler fahren Bremshebel kaufen, am nächsten Tag noch einmal hinfahren weil er ihn beim ersten Mal nicht bekommen hat, zum Schraubenhändler fahren Schrauben für die Lenkerklemmen kaufen... und dann im Hof stehen und die kleine CB reparieren. Also, zumindest Lenker getauscht und das Gröbste einmal durchgeschaut. Und jedesmal, wenn ich grad stadteinwärts unterwegs war weil ich meine Ersatzteile holte, wollte ich ein bisschen Sightseeing anhängen. Daraus wurde nie was, weil es dauernd zu schütten begann. Also die meiste Zeit waren wir zu Hause, haben es uns gemütlich gemacht und einmal haben wir es sogar zum schwimmen geschafft. Sehr angenehme und chillige Zeit - braucht man auf so einer langen Reise eh auch einmal.

Von Berlin ging es direkt nach Prag. Diesmal bin ich sogar trocken geblieben, zumindest von außen. Es war noch immer extrem schwül und drückend, da schwitzt man sich einen ab. Da ich recht spät weggekommen bin, wurden die ersten 180km nach Dresden auf der Autobahn im Eiltempo abgespult. Ging wirklich ziemlich schnell, dann hat‘s mir aber auch gereicht. Ab Dresden gemütlich Bundesstraße bis Altenberg, das ging ebenfalls noch flott. Ich dachte mir, in Altenberg wäre es gut noch zu tanken und Geld abzuheben, kann ich an der Grenze gleich wechseln... hatte nämlich nichts mehr dabei. Ja, aber in Altenberg war ich plötzlich wieder draußen ohne Bank und ohne Tankstelle und dann stand schon „Grenze 800m“. Hm na gut. Waren wir also schon in Tschechien bevor ich noch schauen konnte. Auch egal. Nächste Stadt in knapp 40km. Muss sich ausgehen mit dem Tank. Ach ja, an diesem Grenzposten war einfach absolut gar nichts. Geisterstadt. Wunderte mich, so kenne ich das gar nicht. Von Niederösterreich nach Znaim rauf ist alles ausgebaut, ich hätte gedacht, im Norden sieht‘s auch so aus. Was sehr wohl gleich war, waren die zahlreichen Damen, die entlang der Bundesstraße "aufgestellt" waren.

Dank Navi fand ich bald einen Bankomaten. Und dann mal nachdenken, überlegen und rechnen wieviel Geld man überhaupt braucht und wieviel Kronen das sind. Die Bankomaten in CZ sind aber so nett und zeigen einem teilweise auch an, wieviel Euro das sind. So, mit ein bissl Geld in der Tasche war es gleich etwas leichter. Jetzt bloß noch eine Tankstelle finden. Als das ebenfalls erledigt war ging es endlich straight to Praha.
Die Bundesstraßen waren im Allgemeinen recht schön zu fahren, die kleinere Landstraßen sind aber schon endurotauglich. CB macht ja alles mit, wie wir wissen. Übrigens - und das gefällt Good-run - die Autobahnen sind zwar vignettenpflichtig, aber nicht für Einspurige! Wollte zwar eh nicht aufs Bandl, trotzdem gut zu wissen. Ein Stückl musste ich ohnehin drüber zwecks Verbindung.

Am Abend kam ich endlich in der Hauptstadt an, fand bald ein Quartier wo es sogar einen abgesperrten Parkplatz gab. Fand ich sehr toll.
Hier blieb ich zwei Nächte, damit ich einen vollen Tag für eine Besichtigung nutzen konnte. Am Morgen beschloss ich kurzfristig mit der Straßenbahn in die Stadt zu fahren. Erstens kostet‘s fast nix, zweitens wollte ich die CB ohnehin nicht irgendwo in der Stadt herumstehen haben.
Irgendwie schaffte ich es sogar, mir einen Fahrschein zu kaufen (bis ich einen Automaten fand bin ich schon mit der Kirche um‘s Kreuz gefahren) und kam tatsächlich nach einem längeren Fußmarsch an dem Platz an, wo ich hin wollte. Der alte Rathausplatz. Wieder mal war ich ja gscheit: keine großartige Ortskenntnis, kein Stadtplan (nicht einmal vorher drauf geschaut) und diesmal auch kein Navi. Weil am Handy hab ich die tschechische Karte nicht installiert gehabt. Spazieren gehen ist ja eh schön, wieder einmal typischer Fall von „wäre ich gleich auf die eine Seite abgebogen wäre ich sofort am Ziel angekommen.“ Nein, natürlich ging ich in die andere Richtung und machte einen großen Bogen um das Zentrum. Haha! Zum Glück gibt es ja gewisse Fastfood-Ketten mit gratis Internet, da konnte ich endlich einen Blick auf die Karte werfen. Alles andere wäre ja auch langweilig gewesen, so habe ich wenigstens mehr gesehen. (Immerhin war ich nicht zum ersten Mal in der Stadt und wusste von so manchen Plätzen).

Es war eine lange Fußmarsch-Sightseeing-Tour. Knapp 7 Stunden war ich unterwegs, hab mir unter anderem einen altböhmischen Prügelkrapfen schmecken lassen, rastete am Hafen der Moldau hörte/sah eine Weile den Straßenkünstlern zu... und machte natürlich gefühlte unendlich viele Fotos. Und ich glaube, bevor ich jetzt großartige Romane schreibe poste ich einfach einige Bilder:



Übrigens ebenfalls eine Interessante Erkenntnis: für den Fahrschein nach Hause brauchte ich Kleingeld, da die Automaten keine Scheine nehmen. Ich hatte keins mehr, auch keine kleinen Scheine. Dafür noch einen 1000er. Wechselstuben gibt es in der Stadt wie Sand am Meer. War für mich also logisch, dort zu fragen, ob sie mir den Tausender in kleiner wechseln können. „Nein, das machen wir nicht.“ Pff! Solche Deppen. Musste ich noch einmal eine Kleinigkeit kaufen gehen nur damit ich Kleingeld für einen Fahrschein bekomme. Ha!

Routiniert wurden mal wieder Tasche und Koffer gepackt, es ging endgültig Richtung Österreich los. Nein, natürlich nicht direkt nach Wien, erst noch einen Abstecher nach Linz zu weiteren Freunden machen.
Und diesmal war das Wetter so ganz und gar nicht auf meiner Seite. Die ersten ca. 80km waren ja noch ok, eigentlich wollte ich noch Krumlov anschauen. Dort kam ich aber nicht auf einem vernünftigen Weg in die Stadt, mit Sack und Pack war mir das im Endeffekt auch zu blöd. Also wollte ich bloß einen Supermarkt für ein kleines Mittagessen, außerdem musste ich meine letzten 500 Kronen loswerden. Tja, Supermarkt war dann keiner mehr auf der Strecke, ich fuhr geradewegs in die Pampa, immer schön der Moldau entlang. Nicht falsch verstehen, im Prinzip eine wirklich tolle und schöne Strecke! Aber ungefähr 50km vor Linz, nach wie vor in den Wäldern neben der Moldau, konnte ich schon ein Donnern hören. Ein Blick auf den Himmel reichte, erneut fuhr ich genau in die schwarze Front. Naja, lieber gleich stehen bleiben und Regenzeug anziehen solange ich noch trocken bin. An das Gepäck hab ich nicht gedacht. Vielleicht eine viertel Stunde später war ich schon im Regen, noch einmal 5 Minuten später war ich im strömenden Regen. Aber so richtig! Stark wie auf der ganzen Reise nicht, es hat geschüttet wie aus Schaffeln. Als würde ich unter der Dusche stehen. Ach ja, eine Tankstelle wäre auch noch toll gewesen. Kurz vor der Grenze kam ich in ein Dorf, alles stand schon im Wasser, die hatten keine Tankstelle. Ich dachte mir, jetzt ist‘s eh schon wurscht, einfach weiterfahren. Na unmittelbar vor der Grenze gab es eine letzte Tankstelle. Meine Handschuhe waren so nass, dass ich sie auswringen konnte, meine Wertsachen im vorderen Fach des Tankrucksacks schwammen fröhlich dahin. Sprich Pass, Geldbörsel und alle Rechnungen etc. Ich beschloss eine kleine Pause zu machen, kaufte mir noch ein Baguette, wurde tatsächlich so gut wie alle Kronen los und wurde von den anderen teils belustigt, teils mitfühlend, teils irritiert angesehen. Ja, so ist das halt wenn man Motorradabenteuer macht! Da kommt man eben auch mal als begossener Pudel an der Tanke an und fährt dann sogar noch weiter!

Wie auch immer, der Regen hörte nicht auf, ich befestigte die Regenhauberln für meine Taschen, wechselte die Handschuhe und hielt mich ran, damit ich endlich ans Ziel komme. Noch war ich ja gut in der Zeit, im Endeffekt kam ich doch eine Stunde später als gedacht an. Man hat‘s eh nicht eilig, im Nassen aber auch nicht grad gemütlich.
Natürlich gab es Sonnenschein und trockene Straßen als ich kurz vor Linz war. Hauptsache, vorher ging noch alles baden. Aber ich war froh, gut angekommen zu sein.

Wir überlegten, am nächsten Tag eine Ausfahrt zu machen, je nach Wetter. Das wusste aber nie so recht, wo es hin wollte. Nicht Fleisch, nicht Fisch, so in etwa. Also verbrachten wir einen gemütlichen Tag, am Nachmittag wussten wir dann, wir hätten ruhig eine Runde drehen können. Kein einzige Regentropfen kam runter, bis spät in die Nacht nicht.
Dafür allerdings wurde ein Ausflug zum örtlichen Hondahändler gemacht, den man gut und lange kennt. Schwupps, so schnell bekam ich eine Probefahrt mit der neuen CB650F - die CBR davon interessierte mich, seit ich wusste, dass sie am Markt ist. Sind beides im Prinzip die selben Motorräder, bloß die CBR ist verkleidet und bietet eine sportlichere Sitzposition durch Stummellenker etc. Auf der fühlte ich mich sitztechnisch schon mal sehr wohl. Als Vorführfahrzeug war aber nur die CB angemeldet - naja, man nimmt was man kriegen kann!? Der Motor ist schließlich der selbe.
War ganz interessant, mal mit einem Reihenvierzylinder zu fahren - allerdings sehr gewöhnungsbedürftig. Sitztechnisch hat mir die nackte CB leider überhaupt nicht gefallen, ich fühlte mich einfach nicht so wohl. Motortechnisch steckte schon was dahinter, wie gesagt, 4-Zylinder ist halt auf hohe Drehzahlen ausgelegt, daran muss man sich gewöhnen. Da ist mein 2-Zylinder genügsamer. Klingen tut‘s halt wie eine Nähmaschine. Allerdings fährt die Maschine echt ruhig, tolles Fahrwerk, liegt gut auf der Straße! Durch die ungewohnte Sitzposition manchmal etwas wacklig beim Anfahren, aber grundsätzlich sehr stabil. Und festhalten kann man sich schon, wenn man ordentlich am Gasgriff dreht!
Gäbe es nur die CB würde sie mir nicht gefallen. Der CBR möchte ich aber jedenfalls noch eine Chance geben, falls ich die irgendwo mal ausborgen kann. Vielleicht würde ich mich an den Motor noch gewöhnen, vielleicht auch nicht. Vielleicht fällt der Eindruck des Gesamtpakets mit besserer Sitzhaltung positiver auf. Mal sehen! War auf jeden Fall toll, dass ich das Maschinchen einmal fahren konnte. Man muss ja Stricherllisten machen, wenn man herumgustiert, was einem in Zukunft als Aufstieg taugen könnte.

Mein fast letzter Weg führte von Linz über das Waldviertel hinüber ins Weinviertel, wo ich einen letzten, eigentlich schon heimatlichen Halt bei meinen Eltern machte. Ich wollte einfach noch nicht nach Wien zurück. Also blieb ich hier noch für 2 Nächte, draußen regnete es mal wieder ohne Ende, dafür reparierte ich die ersten und wichtigsten Kleinigkeiten. So z.B. wurden die abgerissenen Schrauben in der Lenkerklemme beseitigt und ausgetauscht, die Aufnahme vom Bremshebel bearbeitet, damit der Hebel nicht mehr festhängt, die Kupplung geschmiert... außerdem bestellte ich schon mal einen Fußbremshebel und sah mich wegen eines Auspuffs um. Die größeren Nachwehen (Gabel, scharrende Heckpartie) mach ich ein anderes Mal. Gewaschen und poliert wird sie dann auch wieder, jetzt muss die Kleine leider noch ein bissl im Dreck stehen.

Nach insgesamt 4 Wochen fuhr ich also endgültig nach Wien zurück, freute mich über die tausend Baustellen in der Stadt (nicht), rammte mir mal wieder von meiner saublöden Haustür die Klinke in den Arm, überlegte, ob ich nicht doch wegziehen will, und schleppte meine sieben Sachen in den 3. Stock. Zu Hause. Nach 4 Wochen und 4898km. Echt seltsam. Aber schön war die Reise, eindeutig ein tolles Abenteuer - vielleicht das bisher tollste in meinem Motorraddasein. Ich bin mir sicher, ich werde so etwas wiederholen. Es gibt noch so viel zu entdecken! Genug Wege und Ziele hab ich bereits in meinem Köpfchen abgespeichert, die ich eines Tages angehen will.

Die Linke zum Gruß vom Lenker gestreckt - und immer schön in der Spur bleiben!