Tag 7-9

 

Es hieß Abschied nehmen aus dem schönen Bergland, sehr schade. Aber eigentlich hätte ich ja noch eine ganze Runde durch die Berge vor. Denn mein Plan lautete: von Auer über die Schweiz nach Vorarlberg, da 2-3 Tage bleiben, über den Arlberg ins Zillertal, vielleicht ein Tagesausflug nach Bayern und dann Richtung nach Hause. Sprich, ich wäre ca. 12 Tage unterwegs gewesen. Aber da war der Wetterbericht. Im Westen und vor allem im Bergland sollen beinahe endlose Regenschauer und Gewitter aufziehen, Termperaturen unter 20° und wer weiß, was sonst so über 2000m passieren könnte.. Hmpf, das gefällt mir gar nicht. Soll ich da wirklich extra noch höher in die Berge fahren? Oder wäre das einfach nur Blödsinn für die paar Tage bei so schlechtem Wetter zu fahren? Nicht unbedingt wegen dem Nasswerden, aber dann sind vielleicht die Straßen rutschig und so hoch oben kann das auch bald zu Schneeregen werden etc… ich hatte keine große Lust, mit der VFR vielleicht irgendwo ins Rutschen zu kommen, da war ich diesmal feige. Also hatte ich leider beschlossen, den Weg über die Schweiz durch die Abkürzung direkt ins Zillertal zu ersetzen. Gefällt mir noch immer nicht, der Kopf wehrt sich allemal gegen diese Idee, aber die Vernunft...

Wie auch immer, ich startete relativ früh los, nahm diesmal nicht den Mendelpass sondern den „geraden“ Weg (der auch teilweise kurvig war) bis Meran, dort bog ich ins Passeiertal ab und schon hatte ich wieder schönes Bergpanorama als meinen Wegbegleiter. Aber das sollte noch nicht alles sein. Die Straße schlängelte sich den Berghang entlang während auf der anderen Seite, kaum 1,5 Spuren breit, nur eine kleine Steinmauer als „Absturzsicherung“ vorm Abhang diente. Jedenfalls dachte ich, „damals“, als es oft noch keine Begrenzungen gab, ich glaub, da hätt ich schon ein bissl Schiss gehabt auf so einer Straße. Aber so ging es dahin, in Italienmanier die Autos reihenweise mit ein bisschen Wirbel überholt wo es ging, und auffi aufn Berg!
Hab ich eigentlich einmal erwähnt, dass die Blechkisten auf italienischen Straßen nur eine Geschwindigkeit kennen? Und interessanterweise betrifft das oft auch ausländische Rollkäfige. Und zwar irgendwas um die 60. Da ist es wurscht, ob Ortsgebiet ist, ob freie Fahrt auf der Bundesstraße, ob eine andere Begrenzung gilt oder ob’s den Berg rauf oder runter geht. Wobei, hier gibt es die zweite Variante, irgendwas zwischen Schrittempo und maximal 30, gerade so, dass man sich als Moped dahinter am liebsten für ein Dungerl an Ort und Stelle hinlegen möchte. Interessant, aber selten lustig. Vor allem, da kannst sie endlich überholen und dann kommt ein Ortsgebiet. Der brave Ausländer fährt dort natürlich 50, und dann kleben’s dir schon wieder hinten dran. Naja, nach dem Ortsende-Schild ist dann eh plötzlich weit und breit niemand mehr im Rückspiegel zu sehen. Irgendwie glaub ich, sind die alle beim fahren äußerst verträumt….


So, wo war ich, ach ja, Passeiertal raus und zum Timmelsjoch hoch. Mei, ist das schön dort! Kurve für Kurve und Kehre für Kehre wanden wir uns die Meter nur so hinauf, ich kam schon für’s Erste kaum aus dem Staunen raus. Wieder diese mächtigen Felsen ringsherum, es wurde auch richtig kalt oben. Nach etlichen Links- und Rechtswindungen kam eine Bucht zum stehenbleiben, dort stand unter anderem ein britisches Sportcabriolet, dessen Fahrer nur so dazu passten. Die rüstigen, feinen Pensionisten, die sich jetzt diese besondere Reise gönnten.
Ich blieb daneben stehen, der gute Herr warf ständig besorgte und zugleich leicht strenge Blicke herüber. Als ob ich seinem Baby etwas tun würde… aber besseren Platz gab es grad nicht weil noch zwei andere Autos windschief dastanden. Also dachte ich, besser neben ihm als wie vor ihm. Aber leicht besorgt war ich selbst, der Untergrund bestand aus Gestein und Kiesel, natürlich gut uneben und immernoch in der gleichen Neigung wie die Straße. Aber erst einmal musste ich einen Blick über die Brüstung werfen, meine Güte, war das beeindruckend. Diese schier unendlichen Weiten, tief ins Tal hinunter, weit zu den Gipfeln hinauf. Ich stand bloß da und staunte, aber seht selbst:


Inzwischen waren die Herrschaften mit ihrem Cabriolet wieder gefahren (nein, ich kann leider nicht sagen, was es war, dafür kenn ich mich zu schlecht aus), das typische Geblubber des alten Benziners ertönte, aber sobald er aufs Gas stieg knatterte es nur so aus dem Auspuff. Ich sah ihnen lächelnd hinterher, Madame hat mir noch zugewunken. Wobei, erst hatte er Schwierigkeiten vom Platz zu kommen weil wie gesagt, Schotter, uneben und dann der leichte Anstieg. Da kam er erst gar nicht recht in die Gänge, aber ich hörte ihn dann noch zwei Kehren weiter knattern, jetzt musste ich also noch schnell ein Mopedfoto machen wenn ich schon allein am Platz war.


Wie war das mit Startschwierigkeiten? Puh, ich hab auch gekämpft. Hätte ich nicht gedacht. Aber erstens traute ich mich nicht zu viel Gas geben, sonst rutscht mir vielleicht noch das Hinterrad aus, dann bin ich aber vorn in ein kleines Loch geraten, Motor abgestorben, nach hinten gerollt, vorne gebremst, Vorderrad im Stand noch ein Stück über das kleine Geröll gerutscht. Hui, noch ein Versuch. Wieder etwas zu vorsichtig, vorn nicht drübergekommen und ein bisschen gerutscht. So steil ist das hier? Oder ist es wegen dem Untergrund? Na servas… mir wurde trotz der Temperaturen warm und ich versuchte mich etwas quer zur Fahrbahn zu stellen um nicht über die größere Schräge zu müssen. Man darf nicht vergessen, dass ich dabei natürlich stets bedacht war, die schwere, vollbeladene VFR aufrecht zu halten, halbwegs festen Tritt unter den Sohlen zu haben und mit aller Ruhe zu arbeiten, dass hier ja nichts zu viel zu rutschen beginnt. Na dann hatte ich es aber doch geschafft, irgendwie wieder auf sichere, feste Straße und ab die Post. Ein paar Kehren weiter oben war schon der Gipfel erreicht, da sah ich noch einmal die Briten stehen und Fotos machen, sie hat mich wohl auch gesehen und wieder erkannt.
Ich war grad in voller Fahrt, somit hab ich irgendwie die Sache mit dem Gipfel nicht rechtzeitig registriert, außerdem war es auf einmal da, ein kleiner Felstunnel und das Grenzschild zu Österreich. Und schon ging es talabwärts. Ja bist du wahnsinnig! Wie geil ist das denn?!! Es war nicht wirklich steil und wenig kurvig, die Landschaft war der Hammer. Es rollte nur so dahin, auf einmal hatte ich schon 120 am Tacho, ups, wieder herunterbremsen. Neben der Straße schlängelte sich der Gebirgsbach, unfassbare Dimensionen von Wiesen und Gestein breiteten sich um mich herum aus, ich musste aufpassen wo ich hinfahre wenn ich weiter so durch die Gegend glotze. Es war unglaublich und ich wünschte, ich könnte euch die Bilder aus meinem Kopf zeigen. Denn zum fotografieren kam ich nicht.

Nach ein paar weiteren KM kam plötzlich eine Mautstation. Maut?! Grml, das hab ich gar nicht gewusst. Und dann stand da 12,-! In eine Richtung, würd ich auch retour fahren wären es 14. He, geht’s noch? Ich glaube, auf meiner Tour hab ich in Relation das meiste Geld für Mautstraßen ausgegeben… Aber jetzt bin ich schon da, einen anderen Weg gibt es ohnehin nicht und ich wollte ja nicht wieder über den Jaufenpass fahren. Jetzt ging es endgültig ins Tal, und da kamen auch schon die ersten Tiroler Ortschafen während ich mich fragte, wo denn die zweite Mautstation wäre. Nachdem die aber nie gekommen ist bin ich irgendwann viel später stehen geblieben und hab bei meiner Verschnaufpause den Folder angeschaut, den ich bekommen habe. Ahja, es gibt nur die eine Station, so ziemlich in der Mitte, und die Maut gilt für die komplette Straße, also italienische und österreichische Seite. Auch witzig, wenn man das weiß und nur ein bissl herumfahren will fährt man bis vor die Station und dreht dann wieder um. Komisches System, aber bitte. Die jeweils Einheimischen werden sich freuen, solange sie nicht auf die andere Seite müssen!
Allerdings muss ich sagen, zwar fand ich 12,- etwas viel, aber für dieses Erlebnis - es war eine richtig gute Entschädigung dafür, dass ich nicht über den Gavia fahren konnte, denn landschaftlich war es echt ein Wahnsinn.

Ich hatte ganz vergessen, wie sich die Bundesstraße bis Innsbruck und erst recht von Innsbruck bis ins Zillertal gezogen hat. Hier geht quasi so gar nichts weiter. Es dauerte doch noch ganz schön lange, bis ich endlich im Quartier angekommen bin, erschöpft vom langsamen zockeln und von der Hitze. Wie freue ich mich, wenn es endlich wieder angenehme Temperaturen gibt!
Ich steuerte das selbe Gästehaus an, wo ich bereits bei der letzten Tour gewohnt hatte. Zwar wussten sie nichts, ich wusste ja selbst nicht, wann ich wo bin, aber sie freuten sich mich wieder zu sehen. Und ein Zimmer hatten sie auch noch frei, welch Glück, denn diesmal waren sie ziemlich ausgebucht. Auch durfte mein Riesenbaby wieder den Logenplatz in der Garage genießen - aber doch nur damit die Autoplätze vorm Haus für diese frei sind. Ja genau. ;-)
War wieder sehr fein, nur leider bloß für eine Nacht denn am nächsten Tag fahre ich nach Salzburg.

Da das Haus so voll war teilte ich meinen Frühstückstisch mit anderen Gästen, zufällig auch Motorradfahrer, da hatten wir doch glatt ein Gesprächsthema. Und so kam ich eine ganze Weile später weg als gedacht, war aber nicht schlimm denn Salzburg ist ja keine 200km weit weg. Natürlich waren sie dann noch neugierig auf mein Motorrad also warteten sie bis ich mit meinem ganzen Klump fertig war und das Baby aus der Garage holte. Nachdem mir längst der Schweiß von der Stirn tropfte bis ich endlich meine Satteltasche festgezurrt hatte, packte ich mich natürlich noch wärmer ein und ertrug die neugierigen Blicke zahlreicher Gäste. Alle warteten gespannt, bis ich endlich den Motor anwarf, weil „wie sie klingt!!!“ haha, an der ist eh alles original. Trotzdem hats ihnen gefallen und ich bin wieder auf meinem Weg davongezogen.

Auf zur Gerlosstraße, diesmal aber die alte. Habe unlängst den Tip bekommen, dass es ja neben der neuen Mautstraße die alte Straße gibt, welche gratis und viel lustiger ist. Nämlich klein, eng, rumpelig, kurvig, total kaputt aber immerhin ein Erlebnis. Nach der Abfahrt noch ein letzter Blick auf die Berge, bevor es ins "flachere" Land ging:

So ging es also auf die Salzburger Seite, über Zell am See, da musste ich kurz Fusch a.d. Glocknerstraße einen Besuch abstatten. Weiter nach Bischofshofen, irgendwie hab ich vorhin leider den Dientner Sattel verpasst, den wäre ich sonst gerne gefahren. Danach ging es ohnehin geradewegs in die Stadt Mozarts. Und wie immer bin ich herumgeirrt. Wahnsinn! Was da los war, und auskennen tu ich mich einen Dreck, und Feiertag war ja auch noch, und in irgendeiner Seitengasse bin ich stehengeblieben, es war zu heiß, vonwegen ab Samstag wird das Wetter schlecht, hab meine Jacke auf meiner Tasche hinten angebunden. Weiter gings, was mach ich hier eigentlich? Irgendwann hat es mir gereicht und ich bin Richtung St. Gilgen raus gefahren. Ah, da war so ein doofer Fastfood-Laden, ich könnt was kaltes trinken und mich ausruhen. Nach ausgiebiger Pause machte ich mich auf den Weg raus aus der Stadt, hinüber zum Fuschlsee, da will ich mir ein Zimmer suchen. In Faistenau bin ich eine halbe Stunde später angekommen und habe in einer richtig netten Pension ein Zimmerchen gefunden. So, jetzt war erst einmal Schluss, ich brauchte eine Dusche und Ruhe, ein bisschen ins Bett knotzen, später einen ausgiebigen Spaziergang. Mein Rücken schmerzte nämlich schon richtig vom Fahren, das machte keinen Spaß mehr. Nicht nur mein Rücken, meine linke Schulter, meine Hände… ich war schon leicht grantig, so etwas kenn ich nicht vom Moppedfahren. Andererseits, es waren auch etliche KM, die ich in den letzten Tagen zurückgelegt hatte. Vielleicht war es tatsächlich richtig so, dass ich mich bereits Richtung Heimat bewegte. Und das nach gerade einmal einer Woche, obwohl ich doch noch 5 Tage Zeit hätte! Gefällt mir ganz und gar nicht im Kopf, aber Körper sagt nein… bin ich halt diesmal nicht so taff für eine lange Tour.

Es ist Sonntag, und ziemlich zeitig in der Früh. Ich wache langsam auf, draußen regnet es. Na endlich, wenigstens hat jetzt das Wetter gestimmt. Ich bleibe noch eine halbe Ewigkeit liegen, will nicht aufstehen. Aber Hunger habe ich, schließlich gab es kein vernünftiges Abendessen mehr, und außerdem wird der Regen eh nicht aufhören. Also ich will die Regensachen wenigstens nicht ganz umsonst mitgeschleppt haben. Trotzdem ließ ich mir diesen Morgen etwas Zeit, bis Wien war es schließlich gar nicht so weit.
Im ständigen Nieselregen ging es auf und davon, ein letztes Mal für diese Tour. Eigentlich habe ich gehofft, dass mich der Regen einholen würde, um mich in meiner Entscheidung bestärkt zu fühlen. Obwohl ich noch immer nicht dran glaube, dass es die richtige war. Eine Tour nach Halbzeit abzubrechen… nur, für die Berge war das wirklich kein Wetter mehr, aber was soll ich jetzt noch im Salzkammergut? Ich meine, ich mag es, wirklich sehr, aber ganz ehrlich, was soll ich hier jetzt machen? Zum Baden ist es nicht, bis auf die (mautpflichtige) Postalmstraße fiel mir auch nichts fahrenswertes ein und eigentlich ist mir mit den Schmerzen ein bisschen die Freude vergangen. So what, rein in die Regensachen, in Fuschl noch einmal vollgetankt und dann ab nach Liezen. Bis dort hin hat aber tatsächlich die Wolkendecke aufgerissen, blaue Fetzen waren zu erkennen und die Temperaturen stiegen auch wieder an. Ich möchte hier festhalten, ich hatte meine Weste an, den Nierengurt umgebunden und den Verbindungszipp von Jacke und Hose zugemacht! Ja, so „kalt“ war es - herrlich, richtig angenehm! Ich sag’s euch, ich mochte diesen Regen und seine Abkühlung. Es war perfekt.
Irgendwo vor Liezen hab ich bereits die Regenjacke wieder eingepackt, außerdem war es so schön, dass ich schließlich über das Gesäuse gefahren bin. Allerdings habe ich diesmal den Weg nach Leoben genommen statt über Mariazell. Die Strecke gefiel mir recht gut! Zumal man beim Erzberg vorbei kommt - mächtig sag ich dazu nur! Zwar nur von der Weite gesehen, aber trotzdem bekommt man eine Vorstellung, was es für eine Anstrengung sein muss hier beim Erzbergrodeo mitzumachen. Tapfer, Hut ab! Oder besser gesagt, Helm. Die Bundesstraße, die mich daran vorbeiführte, war ebenfalls irre. Der reinste Stelzenbau weil scheinbar in diesem Tal nichts anderes möglich war. Und äußerst nett zum fahren.
In Leoben angekommen gönnte ich mir eine Mittagspause - außerdem, spätestens jetzt landete wirklich alles warme und wasserdichte wieder im Topcase. War nicht mehr zum aushalten in der Sonne! Da ärgerte ich mich wieder, weil das Wetter besser wurde. Doch auch bloß hier, im Westen brach der Herbst herein.
So, ab hier war es ein schnelles Spiel. Rauf auf die S6, über den Semmering gerast und schon war ich wieder auf der grausigen A2 und tuckerte kurz darauf die Triester Straße ins Zentrum. Zu Hause angekommen, wirklich jetzt. Hm. Momentan genieße ich die Pause, aber ich hab ja noch eine Woche frei. Mal sehen, wenn es nicht regnet sitz ich vielleicht auch morgen schon wieder am Bock! :-D

Edit: es ist nächster Tag, ich mache diesen Blogeintrag fertig. Und was soll ich sagen, seit 3 in der Früh schüttet es wie blöd, zwar mit kurzen Pause, aber durchgehend Regen. Ach, ist doch ganz ok zu Hause. ;-)