Kette

 

JA! Es gibt mich noch!! Ich melde mich auch mal wieder zurück. Aber diese Winterdepression....

Trotz allem bin ich ja heuer schon einiges gefahren wie man meinem letzten Bericht z.B. entnehmen kann, und bald geht es wieder auf den Großglockner. Ordnungsgemäß, um noch viele weitere KM zu fahren, braucht es dafür aber auch das Pickerl, oder TÜV wie die deutschen Nachbarn sagen. Und da war ich Anfang Juni mit meiner CB. Soweit alles gut, aber die Kette hat ausgedient. Einerseits begann sie gut rostig zu sein, andererseits hielt sie die Spannung nicht mehr lang, sie war schon ziemlich ausgedehnt und nach nur "kurzen" Strecken hing sie bereits wieder zu viel durch. Das wusste ich allerdings vorher schon, daher hatte ich bereits einen neuen Kettensatz bestellt gehabt. Die Wahl fiel mir erst gar nicht leicht. Wenn man einmal anfängt, sich mit einem Thema zu beschäftigen, tun sich Welten auf von denen man vorher noch gar nichts gewusst hat. Ok, erst mal den Kettentyp herausfinden, das ging ja schnell. Und noch die richtigen Dimensionen für Kettenrad und Ritzel, das wäre ebenso von Vorteil zu wissen. Denn man sollte immer den kompletten Kettensatz wechseln.

Schön und gut, ich wusste alle Dimensionen, aber dann ging die Suche nach dem richtigen Fabrikat los:

  •  Kette mit X-Ring oder O-Ring?
  •  geschlossen oder offen?
  •  wenn offen, Nietschloss oder Schraubschloss?
  •  wenn geschlossen, wieviel mehr Aufwand?
  •  es gibt sogar bunte Ketten!!!!! O.O
  •  also, welcher Hersteller?

Es war eine kleine Odyssee, es gibt einfach so extrem viel Auswahl. Und dann geht der Preis natürlich auch von bis. Nun, das billigste Klump wollte ich nicht, aber übermäßig viel ausgeben wollte ich trotzdem nicht. Bald war eines klar: es wird eine X-Ring Kette, geschlossen, von der Firma D.I.D. Wer sich jetzt fragt, was es mit den Ringen auf sich hat: das sind die Dichtungen zwischen den Kettengliedern, genauer gesagt zwischen den inneren Teilen und den Außenlaschen. Diese haben verschiedene Querschnittsformen; o, x, z, w, ... o und x sind die gängigsten und für meine Dimension war die x einfach die bessere Variante (es gibt nicht alle Größen mit allen Dichtformen). Geschlossen nahm ich sie deshalb weil ich für das Vernieten ein eigenes Werkzeug gebraucht hätte, welches noch einmal halb soviel wie der Kettensatz gekostet hätte. Außerdem ließ ich mir einreden, dass die Sache mit dem Schwingenausbau bei der CB eh nicht so ein Drama ist. Also dachte ich, mei, sonst zerlegst auch alles. Nun gut, nachdem das alles geklärt war suchte ich noch nach dem besten Angebot und habe dann die Teile für ca. 106,- inkl. Versand bekommen.

 

Alles lag schon seit ein paar Wochen bei mir zu Hause, die längste Zeit wollte ich das schon erledigen. Aber jedesmal, wenn ich frei hatte, hat das Wetter gemeint, es muss nass sein. Und nachdem ich bei mir in Wien nicht schrauben kann muss ich für diese Aktion immerhin erst eine 50km Reise machen. Einen kleinen Zeitdruck hatte ich aber, weil ich noch vor der GG alles fertig haben wollte.

Letzten Samstag gab es aber Sonnenschein, also gleich nach der Arbeit aufgesessen und ab die Post. Fürs Erste habe ich mir eine lustige "Konstruktion" gebastelt, denn das Hinterrad muss raus und ich wollte nicht Gefahr laufen, dass mir das Mopped durch Unachtsamkeit beim Arbeiten nach hinten kippt. Deshalb folgendes:

Ein Gerüstbrett genommen, den Riemen vorne unten durchgezogen, Mopped rauf und vorne festgeschnallt. Somit stand sie sicher am Hauptständer ohne Kippgefahr und das Hinterrad war frei.

 

Nun anfangen abzubauen. Ohne dritter Hand und viertem Fuß geht das eher nicht, also schauen, dass man jemandem bei sich hat der helfen kann. Mein Vater war mal wieder so fleißig und ist mir tatkräftig zur Seite gestanden. :-)

Als erstens nahm ich die Ritzelabdeckung ab, danach löste ich die Schraube vom Ritzel selbst. Dafür braucht's jemanden, der fest auf das Bremspedal steigt um das Hinterrad zu halten. Als die locker war ging es mit der Hinterachs weiter. Denn mit gespannter Kette kann ich das Ritzel nicht abziehen. Also die Muttern, die zum Spannen und feststellen da sind, lösen und ganz weit aufschrauben, Hinterachs lösen, Rad nach vorne schieben. Damit ist die Kette locker und das Ritzel geht ab (erstaunlich leicht, irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass das nicht so einfach ist). So, jetzt hing die Kette locker herum.

 

Danach nahm ich die Hinterachs komplett raus (was zum Glück auch total einfach ging, das Rad muss bloß gehalten werden um die Achs zu entlasten). Mit der Achse hat sich auch die Halterung der Bremszange gelöst, die muss man also vorsichtig von der Scheibe abziehen, danach kann man das Hinterrad mit etwas drehen und wenden herausfischen. Ab jetzt hin die Kette nicht nur herum sondern ständig im Weg. Aber um die raus zu kriegen muss noch mehr geschraubt werden. Ich löste links und rechts die Schrauben, die die Stoßdämpfer mit der Schwinge zusammenhalten. Keine Sorge, da springt einem nichts entgegen, das kann man also bedenkenlos abbauen. Ebenso schraubte ich die Klemme von der Bremsleitung auf der Schwinge ab, damit war die Bremszange frei beweglich und ich konnte sie gut auf die Seite hängen (bei der CB ging sich das richtig praktisch mit der Soziusfußraste aus. Darauf konnte ich die Bremse aufhängen, was am Bild noch nicht der Fall war.) Der Endtopf musste auch ab, der war einfach im Weg.

 

Da die Kette um die Schwinge herumläuft muss die ganze Schwinge ausgehängt werden. Klar, die alte Kette hätte ich auch brutal abflexen können, aber nachdem die neue endlos war hatte ich keine Wahl. Dafür muss die Schwingachse raus wofür man ebenfalls jemanden braucht dann Schrauben mit Muttern haben die Angewohnheit sich zu drehen, wenn man die Mutter lösen will. Sind ja doch 90Nm Anzugsmoment... Dieses Stückchen Metall ging auch ohne weitere Probleme raus, aber dann kam die Geduldprobe: ich bekam die Schwinge einfach nicht raus. Vorsicht ist geboten, denn zum einen befinden sich Distanzhülsen in der Schwinge (zum Rahmen hin) und andererseits geht der Kühlerausgleichschlauch über die Schwingachs. Das heißt, würde man da zu fest anziehen geht der Schlauch mit und man kann ein Bad nehmen. Das wollte ich nicht, auch wenn es grad richtig heiß draußen war ;-)

Und diese Distanzhülsen wollte ich ebenfalls nicht verlieren, denn zu oft habe ich gehört, wie schwer das alles nachher wieder zusammengeht. Zusammen haben wir daher gewerkelt und gewackelt, sind immer nur einen mm vor und wieder zurück gekommen. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit war die Schwinge plötzlich locker. Hach, schön. Gut, jetzt konnte die Kette endlich komplett ausgefädelt werden (ich sagte ja, die war ständig im Weg beim Schwinge ausbauen). Nun war die Arbeit fast geschafft. Bis auf die Schwinge ging ja alles recht flott, mit der habe ich allerdings über eine halbe Stunde verbracht. So sah das jetzt aus: *


 

Hier kann man den Schlauch vom Ausgleichsbehälter sehen, die Schwinge war noch locker, drum hängt sie so schief. Wie man sehen kann ist die neue Kette bereits eingefädelt, das ging ja dann flott. Ein bisschen Reinigungsarbeit war vorher schon noch drin, aber das dauerte ja nicht lang. Das neue Ritzel hatte ich auch längst drin, festziehen kann man das aber erst, wenn wieder alles ganz ist. Also vorerst nur handwarm angezogen.

Nun kam erneut die Fummelarbeit. Denn die Schwinge wieder einbauen war gar nicht so einfach. Wie gesagt, ich wollte vermeiden, dass mir hier irgendwelche Distanzstücke herausfallen, aber Rahmen und Schwinge sind so passgenau und eng beisammen, dass das gar nicht so einfach war. Erst wusste ich auch nicht recht, wie ich am besten ansetzen soll. Wir haben schon hin- und her überlegt, wie wir das wieder ordentlich an seinen Platz bekommen. ständig hat es sich irgendwo verhakt und stand schief. Nach einer weiteren Stunde zog ich sie einfach noch einmal komplett raus und auf einmal war sie nicht mehr bockig und ließ sich ganz locker in Position bringen. Puh. Ich weiß ja nicht, was ich alles falsch gemacht hab. Die Zeitangaben von so manchen anderen Schraubern für den kompletten Wechsel galten bei mir gerade mal für die Schwinge allein. Aber ab jetzt ging wieder alles recht schnell! :-)

Zwischendurch musste aber auch mal eine Kaffee- und Eispause sein, die Knie haben es mir auch gedankt. Das verbrauchte natürlich auch Zeit, aber Schrauben ohne Kaffee geht nicht. Und wenn es auch noch Eis gibt! Schließlich war an diesem Wochenede Hochsommer.

 

So, gestärkt ging es weiter. Nun musste noch das Kettenblatt gewechselt werden. Auch diese Schrauben waren mit 90Nm festgezogen. Schön und gut, aber auf einem Reifen bekommt man das gar nicht so einfach locker. Was haben wir gemacht? Eine 1,5m lange Eisenstange genommen, als Verlängerung für den Schraubenschlüssel, das Rad gegen die Mauer abgestützt und dann ließen sich die Schrauben relativ leicht lösen. Beim Hinterreifen ist schließlich auf der anderen Seite auch die Bremsscheibe drauf, die sollte beim Arbeiten ja auch nicht beleidigt werden, deshalb war hinlegen und darauf abstützen nicht wirklich drin. Wenn jetzt mal die Felge schon so schön frei ist habe ich sie einmal ordentlich gereinigt. Von der Kette wird immer so viel Dreck abgeschleudert... Nachdem das erledigt war kam das neue Kranzl drauf:

Hübsch, nicht? Die Muttern ordnungsgemäß wieder festgezogen, jetzt aber endgültig das Mopped wieder zusammenbauen.

Sobald die Schwinge drin war hatte ich sofort wieder die Achse durchgesteckt und festgemacht. Hinten verband ich die Schwinge wieder mit den Stoßdämpfern um danach das Hinterrad einhängen zu können. Aber vorher noch mal ein Foto vom neuen Ritzel:

 

Das Hinterad geschickt wieder eingefädelt hing ich gleich die Kette über das Kranzl ein. Mit etwas anheben ging die Achse ganz locker wieder durch (auch hier auf Distanzstücke achten), auf der anderen Seite musste die Bremszange gleich mit eingehängt werden. Gleich wieder retour denn ich hatte übersehen, dass für die Bremse noch eine eigene Nut in der Schwinge vorhanden war durch welche sie fix in ihrer Position gehalten wird. Natürlich mit Vorsicht die Zange auf die Bremsscheibe aufschieben, dann in der Nut eingehängt und wenn alles in einer Geraden steht geht die Achse leicht durch. Mit der Mutter gesichert und nun wieder etwas tüfteln. Denn das Rad muss gerade stehen, die Kette muss gespannt werden, usw. Aber das ist alles im Bereich des machbaren, eh klar. ;-)

Bald war es dann soweit und die Kleine war wieder fahrbereit! Und ich gespannt auf das Ergebnis und das neue Fahrgefühl.

So sah das fertige Ergebnis aus. Es war nicht so einfach aber ich bin sehr zufrieden. Beim nächsten mal geht es schneller. Oder ich leiste mir ein Vernietwerkzeug - wer weiß, wieviele Ketten ich in meinem Leben noch wechseln werde! :-D Je nach Bauart kann man bei manchen Motorrädern nur offene Ketten verwenden, also mal sehen.

 

Sie fährt sich jetzt wieder ganz großartig und ich habe einfach ein besseres Gefühl, mit einer neuen Kette zu fahren, die nicht nach 200km wieder durchhängt. Nun kann es also auf den Berg gehen! Bloß das Wetter muss noch halten. :-)

 

* P.S.: sorry für die nicht sooo tollen Fotos, ich hatte meine Kamera vergessen und hatte bloß mein Handy zur Verfügung. ;-)