Wiederherstellung

 

Wie bereits erwähnt hat sich ja mein Moped mit einem LKW angelegt und leider verloren. Ein paar Schrammen und Knochenbrüche mussten wir schon wegstecken, die Genesung hat doch eine Weile gedauert (aber auch weil die Rechtsgeschichte ein bisschen Zeit brauchte...)

Aber jetzt ist alles wieder ganz, hier eine Auflistung aller Dinge, die gerichtet wurden.

 

  •  Vorderrad

Die alte Felge war im Eimer, ganz klar. Wie dieser Riss zustande kommen konnte geht mir allerdings bis heute nicht ein. Das Vorderrad wäre so ziemlich das teuerste an der ganzen Sache gewesen, wenn man sich mal original Ersatzteillisten ansieht... Aber das Internet hat ja auch seine guten Seiten, auf einer davon fand ich eine gebrauchte, gute Felge um gerade mal 64,- inkl. Versand. Mit alter und neuer Felge (auf der ebenfalls ein uralter Reifen war) ging ich zu meinem Reifenhändler. Seine erste Reaktion: "Uuuuiii! Des tuat weh!" samt Seufzer. Ja, stimmt, der Anblick der alten Felge tat wirklich weh. Hab ihm kurz erklärt was passiert ist und, dass der Reifen ja eigentlich noch neu und erst 300m gefahren war, er soll sich das bitte ansehen ob er noch in Ordnung ist. 2 Tage später kam der Anruf "Konnte den Reifen ummontieren, war alles in Ordnung, brauchst keinen neuen." Yeah! Wieder Geld gespart. Also gleich wieder hin, für die Montagearbeit entlohnt und mit gutem Vorderrad wieder nach Hause.

Wie schön. Nun nur noch die Bremsscheibe wieder drauf schrauben und ein ordentliches Stück ist geschafft. 

 

  •  Lenker

Beim dritten genaueren Hinsehen war zu erkennen, dass der Lenker keine gleichmäßige Form mehr hatte. Außerdem waren rechts das Lenkergewicht und der Bremshebel hinüber. Ich hatte ja schon länger mit einem Superbikelenker spekuliert, allerdings war es mir nie wirklich die Mühe wert. Nun war ich gezwungen, etwas zu tun. OK, zwei auf einen Streich. Es war halt schon ein mühsames weil wenn einem alle Armaturenteile an allen Seiten vom Moped hängen und dann werden einem beim Auffädeln auch noch die einen oder anderen Seilzüge zu kurz (weil der Superbikelenker ja gute 10cm länger ist) sind einem zwei Hände bald zu wenig. Aber es hat funktioniert. Musste nur für die rechte Armatur eine Arretierung bohren, das hab ich einfach "nach Gefühl" macht (Abstand von außen war ja zu messen, die Neigung war Schätzungssache). Schon wieder die Griffe unter viel Kraftaufwand auf den Lenker schieben - die Griffe hatte ich doch erst im Sommer auf dem alten Lenker erneuert. Na danke.

Stück für Stück wurde der Lenker wieder ganz und für den Moment dachte ich "na super. Schluss ist es mit dem Durchschlängeln im Stau." Der Lenker sieht wirklich breit aus. Allerdings bin ich schon sehr auf das Fahrgefühl und Kurvenverhalten gespannt! Und Durchschlängeln wird maximal eingeschränkt, nicht aufgehört. :-D Ich finde übrigens, dass er sehr gut aussieht. Und bin stolz drauf.

 

Am abbauen... alles auszufädeln war gar nicht so ohne. Am Gasgriff hatte ich am längsten zu werkeln weil ich anfangs nicht einsehen wollte, dass ich die Gaszüge komplett aushängen muss. Kamen dann aber eh neu weil die originalen zu kurz sind. Jetzt habe ich welche von der Sevenfifty verbaut.

Ein erster Vorgeschmack, Chokeseil musste anders verlegt werden, neue Gaszüge und neuer Bremshebel montiert.

Und hier das fertige Arrangement.

 

  •  Bremszangen

Die hatten nichts mit dem Unfall direkt zu tun. Als ich aber die Front zum x. Mal abgebaut hatte und dann die vordere Bremse in der Hand hatte und sah, erstens wie dreckig die war und zweitens, dass die Kolben nicht gleichmäßig rausgingen dachte ich, überholst die auch gleich. Hab mich ein bisschen schlau gemacht und bei meinem HH neue Kolbendichtungen bestellt. Da das Moped vorne gerade Kraut und Rüben war hab ich bei der hinteren Bremse begonnen. Die ist blöd auszubauen weil der Sattel mit der Hinterachs befestigt ist. Ging trotzdem recht schnell raus. Inzwischen hab ich noch ein Bremsflüssigkeitsbad angerichtet weil ich einen etwas zu kurzen Schlauch zum Ablassen hatte. Also musste ich die Flasche zum Auffangen wo draufstellen. Natürlich kam es wie es musste und das Ding bekam plötzlich Flügel. Gut, dass da schon von zwei anderen Bremsen die alte Flüssigkeit drin war und somit eh nur knapp ein dreiviertel Liter den Garagenboden zierte. Seufz. Hatte ich mal wieder eine Hand zu wenig.

Wie dem auch sei, die Bremszange war in wenigen Minuten zerlegt. Mit Druckluft habe ich den Kolben herausgedrückt. Vorsicht auf die Finger/Daumen! Beim zweiten Sattel hatte ich es geschafft, mir den Daumen einzuzwicken. Aua. Aber alles noch dran. :-P

Dank viel Bremsenreiniger und Zahnbürste waren die Sättel bald wieder hübsch anzusehen, die Dichtungen waren in einer Minute gewechselt, alles wieder zusammengesteckt, eingebaut und entlüftet. War also eine richtig erholsame Arbeit, einfach, schnell, erfolgreich ohne Ärger. :-) Die Bremsflüssigkeit war ohnehin schon ca. 3 Jahre alt. Hatte zwar noch immer einen Siedepunkt von 200° aber wenn schon, denn schon.

Beim Entlüften ließ sich bereits ein sauberer Druckpunkt feststellen, ich bin gespannt, wie es auf der Straße sein wird.

Hier noch ein paar Eindrücke:

 

  •  Lenkkopflager

Das hätte fast einen eigenen Bastelbericht verdient. Es hat mich viel Geduld und Nerven gekostet. Ebenso wie die Bremszangen hatte das Lager zwar nichts mit dem Unfall zu tun, aber ihr wisst ja, wie das ist. "Wenn man schon dabei ist und sowieso Winter ist..." Mein Krad muss ja perfekt werden. Wenn ich jetzt ohnehin schon so vieles richten musste.

Ich hatte mir das alles so einfach vorgestellt. Vielleicht etwas zu einfach. Ich hab mir ein neues Lenkkopflager bereits bestellt, bis es da war las ich die verschiedensten Anleitungen zu dem Thema. Naja, viel abzubauen ist schon. Eigentlich alles was "Vorne" definiert. Ok, was soll's. Aber das Lager selbst hörte sich relativ einfach an zu wechseln. Laut der Anleitungen. Anleitungen von vielen verschiedenen Motorrädern. Aber nicht von einer CB500. Denn da ist alles anders, eh klar.

Na gut, abgebaut war recht schnell, die Kugellager waren auch sofort draußen, blieben nur noch die inneren Lagerschalen im Rahmen und die Lagerschale am Lenkerschaft. Die obere Schale im Rahmen ging auch noch ganz flott raus, ich dachte, unten wird es das selbe sein. Denkste. Laut tausender Beschreibungen kann man ja angeblich mit einem Dorn ansetzen und die Ringe schön rundherum schrittweise austreiben. Bei der CB nicht. Da kommt man mit keinem Dorn o.ä. dazu. Ich hatte alles Mögliche und Unmögliche versucht, vor allem so wie ich es oben gemacht hatte: mit einem Schraubenzieher versuchen, unter den Ring zu kommen und ihn per Hebelwirkung vorsichtig herausschlagen. Ging unten leider nicht. In keinster Weise. 2mm sind vielleicht entstanden, aber das war es dann. Es zog sich natürlich über mehrere Wochenenden, irgendwann war ich nur noch grantig weil ich nicht weiterkam. Noch dazu hatte ich auch noch keinen blassen Schimmer, wie ich die Lagerschale vom Lenkschaft treiben sollte. Auch hier fehlte mir jegliche Angriffsfläche um Werkzeug ansetzen zu können.

Oben ging alles ganz einfach...

Die untere Lagerschale. Hier kann man ein bisschen erkennen was ich meinte mit "man kommt von oben nicht hin". Das Rohr hat einen wesentlich kleineren Durchmesser als die Lagerschale, die sitzt also quasi zurückversetzt. Daher ein schweres, das Ding irgendwie auszutreiben. Hier hatte ich nachher ebenfalls mit der Flex einen kleinen Einschnitt gesetzt an dem der Ring im Endeffekt beim Abziehen gebrochen und somit endlich rausgefallen ist.

 

Nach einiger Zeit beschloss ich einen Innenabzieher für Kugellager zu kaufen. Erst weigerte ich mich weil das Teil nicht gerade günstig war. Aber half alles nichts. Mit dem Abzieher war die Schale allerdings in 5 Minuten draußen. ENDLICH! Inzwischen waren wohl 3 Wochen vergangen...

 

Ok, jetzt ging es an den letzten Bestandteil. Die einen sagen runterflexen, die anderen sagen Kälte-Hitze-Behandlung, die nächsten sagen geh in die Werkstatt... Na sehr super. Die Flex ist zu groß, also einen Dremel geholt. Mit dem ging gut etwas weiter aber ich würde den Ring trotzdem nicht komplett durchschneiden können um ihn dann vom Rohr zu "sprengen". Aber mit dem Einschnitt dachte ich könnte eine Kälte- und dann Wärmebehandlung vielleicht einen Bruch erzeugen. Ich habe also den Lankschaft über Nacht eingefroren. Am nächsten Tag überlegte ich, bevor ich jetzt mit Hitze dagegen gehe versuche ich es noch einmal mit einem Meisel. Im Schnitt könnte ich gut ansetzen. Und tatsächlich. Zwei herzhafte Schläge und da bemerkte ich, dass sich der Ring drehte. Na endlich. Ich lockerte ihn noch ein Stück und konnte ihn dann ganz einfach runterschlagen.

Und das letzte Schweinchen. Hier (noch) halbwegs heile.

 

Plötzlich ging alles so schnell und einfach, wo ich doch zuvor schon wochenlang herumgetan hatte, halb verzweifelte und schon kein Ende mehr in Sicht hatte. Aber jetzt war ich motiviert, in ein paar Minuten waren die neuen Lagerschalen eingesetzt bzw. auf den Lenkschaft getrieben.

neue Lagerschale oben

neue Lagerschale unten

und einmal das neue Kegelrollenlager, daneben der geflexte, alte Lagerinnenring der als Eintreibhilfe diente. Alles nachher gut eingefettet und zusammengebaut. :-)

 

Nach und nach nahm die CB wieder Form an. Das Tohuwabohu der vorderen Kradhälfte kam in Ordnung, alles bekam seinen alten Platz. Jetzt endlich war die lange Schrauberei, der nun schon halbjährige "Krankenstand" zu Ende. Es braucht nur noch den Feinschliff, sprich, Gaszüge richtig einstellen, die neue Gelbatterie einbauen, Tank und Sattel drauf und es kann losgehen. Saison, du kannst kommen. Was bin ich erleichtert, dass nun alles geschafft ist. Denn der "Feinschliff" wird schnell geschehen sein. Danach gibt es noch ein ordentliches Schaumbad für die Kleine (sobald es nicht mehr friert) und dann wird gefahren als ob es kein Morgen gibt. Landstraßen und Pässe, nehmt euch in Acht. ;-)